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3. WIR HABEN ES SATT!-DEMO AM 19. Januar 2013

AUFRUF

Wir wollen eine bäuerlich-nachhaltige Landwirtschaft und keine Agrarindustrie!

Die Bilanz der Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte ist düster: In immer mehr Tierfabriken wird der Tierschutz verletzt und gefährliche Antibiotikaresistenzen entstehen. Bauernhöfe sterben und Landschaften „vermaisen“. Mehr Pestizide lassen weltweit die Bienen sterben und die Artenvielfalt nimmt rapide ab. Die Spekulation mit Lebensmitteln und Land verschärft den Hunger in der Welt. Dafür landet immer mehr Getreide im Tank statt auf dem Teller. Es ist Zeit für eine Wende!

Die Landwirtschaft befindet sich in Deutschland, Europa und weltweit in einem tiefen Umbruch. Im Jahr 2013 stehen wichtige Weichenstellungen bevor. Bei der Bundestagswahl steht auch zur Abstimmung, ob es zu einer nachhaltigen Ernährungs- und Energiewende kommt. In der EU wird entschieden, ob eine bäuerlich-nachhaltige Landwirtschaft unterstützt wird oder jährlich weitere 60 Milliarden Euro an Agrarsubventionen vor allem an die Agrarindustrie fließen. Weltweit entscheidet die internationale Staatengemeinschaft, ob die  die bäuerliche Landwirtschaft gestärkt wird, um den Hunger zu bekämpfen und das Recht auf Nahrung für alle zu verwirklichen.

Wir haben es geschafft die Gentechnik von den Feldern zu vertreiben. Jetzt machen wir Druck für eine ökologisch-soziale Agrarwende. Vor dem Kanzleramt in Berlin fordern wir:

  • Tierfabriken und Antibiotika-Missbrauch stoppen
  • Subventionen an soziale, ökologische und Tierschutz-Kriterien binden
  • weltweit faire Regeln für eine bäuerliche Landwirtschaft durchsetzen statt die Agrarmärkte weiter zu liberalisieren
  • Heimisches Futter fördern statt Futtermittelimporte mit Gentechnik-Soja
  • Spekulation mit Lebensmitteln und Land, sowie die EU-Exportförderung beenden
  • Bienen- und klimafreundliche Landwirtschaft anstelle von Monokulturen fördern

Wir schätzen die tägliche Arbeit der Menschen auf den Bauernhöfen. Sie müssen im Zentrum von Reformen stehen!

Kommen Sie als VerbraucherIn zur Demo! Bäuerinnen und Bauern setzt mit Euren Traktoren ein bäuerliches Zeichen! ImkerInnen und GärtnerInnen seid in Eurer Berufskleidung mit dabei!

Gemeinsame Pressemitteilung

Großdemonstration in Berlin fordert Abkehr von Agrarindustrie

25 000 Demonstranten erwarten von Kanzlerin Merkel ökologische und soziale Reformen in der Landwirtschaft

Berlin, 19.01.13 | Zu Beginn der weltweit größten Landwirtschaftsmesse, der „Internationalen Grünen Woche“ in Berlin, haben 25 000 Menschen in der Hauptstadt mit einer Großdemonstration grundsätzliche Reformen in der Agrarpolitik gefordert.

Unter dem Motto „Wir haben es satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Jetzt!“ zogen bereits im dritten Jahr in Folge die Teilnehmer mit Transparenten und in teils phantasievollen Kostümen vom Berliner Hauptbahnhof durch das Regierungsviertel zum Bundeskanzleramt. 70 Traktoren und Imkerfahrzeuge aus dem ganzen Bundesgebiet begleiteten den Protest. Bauern, Verbraucher und Imker demonstrierten gemeinsam dafür, nicht die Interessen der Industrie in den Mittelpunkt der Politik zu stellen sondern die Interessen von Verbrauchern und Landwirten, der Tiere sowie des Natur- und Umweltschutzes. Mit Sprechchören wie „Wer Bauern, Tiere, Bienen quält, der wird nicht gewählt!“ bekundeten sie ihre Ablehnung der gegenwärtigen Tendenz zu einer immer stärkeren Industrialisierung der Landwirtschaft. Auf ihren Transparenten kritisierten die Demonstranten unter anderem Tierfabriken, Umweltschäden durch den Einsatz giftiger Pestizide, zunehmenden Preisdruck auf die Erzeuger und die negativen Auswirkungen auf die kleinbäuerlichen Strukturen in den Ländern des Südens.

„Trotz bisher durchgeführter Milchstreiks, dem Bäuerinnen-Camp vorm Kanzleramt und mehrerer Demonstrationen in Brüssel hat sich an der Situation der Milchbauern nichts verbessert“, sagte Johanna Böse-Hartje vom Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter. „Die Politik geht den Weg der Liberalisierung, den Weg der Vernichtung bäuerlicher Betriebe weltweit. Das breite Bündnis mit dem wir hier heute stehen, ist der Beweis, dass unsere Forderungen nach Marktregeln und einer Umgestaltung der Agrarpolitik in der Gesellschaft angekommen sind. Nur wenn Bauern und Bürger zusammen für eine Reform der Agrarpolitik stehen, können wir unsere Bauernhöfe erhalten und erreichen, dass wir endlich unter fairen Bedingungen gesunde Lebensmittel erzeugen können."

Uschi Helmers von der Bürgerinitiative gegen einen riesigen Geflügelschlachthof im niedersächsischen Wietze, die mit über 200 Bürgerinitiativen zum Bündnis „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ gehört, forderte: „Es darf den Politikern nicht egal sein, wenn ausländische Arbeiter für drei Euro fünfzig Cent Stundenlohn in deutschen Schlachthöfen ausgebeutet werden oder dass für unser Tierfutter der Regenwald in Südamerika abgeholzt wird. Riesenschlachthöfe wie der in Wietze geplante sind tier- und menschenfeindlich und außerdem völlig überflüssig.“ Mit Blick auf die Landtagswahlen am Sonntag in Niedersachsen forderte Helmers „eine Agrarpolitik zum Wohle der Tiere, der Menschen und der Umwelt“.

Die kirchlichen Hilfswerke Brot für die Welt und Misereor lenkten den Blick auf die Auswirkungen der EU-Agrarpolitik auf Entwicklungs- und Schwellenländer. „Die heutige Agrarpolitik Europas bedroht die Existenz vieler Bauernfamilien in den armen Ländern. Die Steigerung unserer landwirtschaftlichen Produktion und der Agrarexporte lindert den Hunger nicht, das Gegenteil ist der Fall“, erklärte Klaus Seitz, Leiter der Politikabteilung von Brot für die Welt-Evangelischer Entwicklungsdienst.


Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), kritisierte in seiner Rede vor dem Kanzleramt am Schluss der Großdemonstration: „Hoffentlich hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Rundgang auf der Grünen Woche nicht von den potemkinschen Dörfern der Agrarindustrie blenden lassen. Hinter dem schönen Schein der Messestände verbergen sich millionenfaches Tierleid, ein exorbitanter Antibiotikaeinsatz bei Masttieren und enorme Belastungen der Umwelt durch die Massentierhaltung. In der Agrarpolitik Deutschlands und der Europäischen Union sind neue Weichenstellungen überfällig. Die Bundesregierung mit Kanzlerin Merkel und Agrarministerin Aigner muss endlich dafür sorgen, dass bäuerliche Betriebe anstatt vor allem Tierfabriken gefördert werden.“ Eine solche Politik nütze nicht nur dem Tierschutz und den Landwirten, sie schaffe auch die Voraussetzungen für mehr Umwelt- und Verbraucherschutz.